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Autos sammeln eine Vielzahl von Informationen

von kfztech.de

Autos sammeln eine Vielzahl von Informationen

Datensammelwut der Autohersteller - Kommt die Blackbox? - Wohin mit den Auto-Daten? Datenschutz und Manipulation

Mit dem Begriff " vernetztes Auto" werden Fahrzeuge bezeichnet, die mit Internetanschlüssen via Sim-Karte oder GSM-Antenne ausgestattet sind. Dadurch können sie auf Daten zugreifen, Daten senden, Software herunterladen, mit IoT-Geräten kommunizieren und den Fahrgästen Wi-Fi zur Verfügung stellen.

Die meisten Besitzer von vernetzten Autos haben keine Ahnung, wie viele Informationen gesammelt und an den Hersteller zurückgeschickt werden. Und das sind eine Menge Informationen, denn ein intelligentes Auto ist mit mehr Servern verbunden als ein Smartphone.

Die meisten US-Automobilhersteller verfügen ab 2020 über integrierte Bordcomputer, die ständig mit dem Internet verbunden sind und bei denen man sich nicht abmelden kann. Und rund 80 % der neuen Fahrzeuge nutzen drahtlose Technologien, um Daten in Echtzeit an den Hersteller zu übermitteln.

Display Ford Kuga

Auto sammeln während dem Fahren ständig Informationen. Doch was geschieht mit diesen? - Bild: kfztech.de

Sammelwut am Beispiel Infotainment

So zeichnet das Infotainment-System, das die Unterhaltungs- und Informationsfunktionen im Auto wie GPS, Wi-Fi, Bluetooth, Radio und Multimedia-Unterstützung beheimatet, alle Daten auf und behält sie im Auge, so wie Amazons Alexa und Google Home persönliche Gespräche aufzeichnen.

Hier ist, was das Infotainment-System aufzeichnet:

  • Reiseziele (GPS-Daten, Parkposition)

  • Auto-Logbücher

  • Kontaktlisten

  • Textnachrichten

  • Emails

  • Fotos und Videos

  • Sprachbefehle

  • Feeds sozialer Medien

Ereignisdatenrekorder

Zahlreiche Fahrzeuge verfügen auch über sogenannte Ereignisdatenrekorder (Event Data Rcorder, EDR) oder Unfalldatenspeicher (UDS), die wie die Blackbox im Flugzeug arbeitet. UDS zeichnen während der Fahrt permanent alle wichtigen fahrdynamischen und fahrtechnischen Daten des Automobils auf. Der Autofahrer sollte im Grunde Zugang zu den Daten seines Autos haben und diese kontrollieren können. Doch in Wirklichkeit kann man sie weder ansehen noch löschen. Und was noch bedenklicher ist: Man hat keine Kontrolle über den Verbleib all dieser Daten. Und sie könnten im Prinzip überall landen!

So berichtete beispielsweise ein Sicherheitsforscher über den Online-Kauf alter Infotainment-Systeme. Er fand persönliche Informationen wie die Privatadressen und Wi-Fi-Passwörter der Vorbesitzer.

Selbst die Nutzer fortschrittlicher VPN -Technologien sind sich solcher Sicherheitslecks in ihren Autos nicht bewusst.

Autocomputer können sich in digitale forensische Beweismittel verwandeln

Die kostbaren Informationen, die Infotainment-Systeme liefern, können zu Schatzkammern digitaler Beweise werden. In den USA haben Strafverfolgungsbeamte das enorme Potenzial dieser Systeme erkannt und nutzen sie zur Lösung von Fällen.

Ein Beispiel ist der Fall von Joshua Wessel. Er wurde des Mordes angeklagt, weil der Lastwagen des Opfers eine Aufzeichnung seiner Stimme zum Zeitpunkt der Tötung enthielt. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen, da Wessel auf nicht schuldig plädiert hat und auf seinen Prozess wartet.

Den meisten Menschen ist bekannt, dass Telefone Unmengen von Daten sammeln. Aber nur wenige wissen, wie viele Daten Autos sammeln, sobald sie ein Telefon mit dem Infotainmentsystem synchronisiert haben. Auf der Grundlage eines Haftbefehls können die us-amerikanischen Ermittler viel leichter auf Textnachrichten, Anrufe und Dateien zugreifen als bei einem Mobiltelefon.

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Telematik-Systeme

Neben den Daten aus dem Infotainment-System nutzen die Ermittler auch das telematische System. Ähnlich wie eine Blackbox für Autos sammelt es Informationen über:

  • Abbiegeorientierte Navigation

  • Geschwindigkeit, Beschleunigung und Abbremsung

  • Lichter (ob an oder aus)

  • Türen (ob offen oder geschlossen)

  • Ob die Sicherheitsgurte angelegt wurden

  • Reifendruck

  • Wurden die Airbags ausgelöst?

All diese und viele Informationen ermöglichen es den Ermittlern, die Fahrt eines Fahrers im Detail zu rekonstruieren. Aber auch der Fahrstil kann aufgrund verschiedener Parameter wie z.B. der Maximal-Drehzahl oder dem Automatikmodus erkannt werden.

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Autos sammeln Daten

Autos sammeln viele Daten. Hersteller möchten sie für sich behalten. - Bild: ADAC

Deutsche wollen die Black Box

Autodaten werden als großer Zukunftsmarkt betachtet, an dem Hersteller, Versicherer, Kfz-Sachverständige, Kfz-Werkstätten und andere ihren ihren Nutzen aus den Autodaten ziehen wollen. Sicherlich lassen sich Unfälle besser auswerten, wenn die Daten des Fahrzeugs durch einen Gutachter ausgewertet werden können. Oder Fehler im Auto könnten via Funkverbindung per Ferndiagnose behoben werden (ohne dass der Fahrere es mitbekommt).

Viele Autofahrer wünschen sich auch eine Blackbox als Unfalldatenspeicher (UDS) für das Auto, wie eine repräsentative Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR)  2018 ergeben hat. Schließlcih ließen sich nach Meinung der Befragte so Unfälle besser aufklären und die Schuldfrage eher feststellen. Ein großer Teil der Befragten ist sogar für den verpflichtenden Einbau solcher Geräte.

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Angst vor Datenschutz und Manipulation

Allerdings gibt es immer noch Unsicherheiten was den Datenschutz und die Möglichkeiten zur Manipulation betreffen. Derweil geht die Diskussion darüber weiter, wer Daten speichern darf. Es stellen sich viele Fragen: Sollen die Daten  z.B. zentral gesichert werden oder auf eien Plattform zur Verfügung stehen? Wem gehören die Daten? Müssen die Daten anonymisiert werden? Gehören die Daten dem Autofahrer oder dem Hersteller? Sollten die Daten nach dem Verkauf des Autos automatisch gelöscht werden?

Die Hersteller würden gerne die Daten für sich behalten, wogegen sich jedoch der TÜV ausgesprochen hat: Richard Goebelt vom Dachverband des VdTÜV ist der Meinung, dass zur sicheren Datenspeicherung drei Aspekte gewährleistet sein  müssten:  "Die Betriebssicherheit des Fahrzeugs, die Datensicherheit und der Datenschutz beziehungsweise die Privatsphäre der Autofahrer."  ´Versicherer wie die HUK oder die Allianz mahnen davor dem Hersteller die Daten zu geben. Besser wäre eine "Automotive Platform", zu der nur der Autofahrer die Zugangsberechtigung erteilen darf.

Aber auch ohne Blackbox sammeln bereits viele Steuergeräte im Auto Daten, die nachträglich ausgewertet werden könnten. Diese kann im Grunde jeder Kfz-Mechatroniker beim Kundendienst mit dem Diagnosetester auslesen.

Letztendlich muss die Politik hier für klare Regeln (Video-Clip) sorgen.

 





 



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