Zwischen Bremse und Beschleunigung: Die kontroverse Welt der Start-Stopp-Technik
Effizienz und Sparpotenzial der
Start-Stopp-Technologie - höherer Verschleiß von Batterie und Anlasser?
„Die größten Fortschritte im Automobilbereich sind oft jene, die man nicht sieht, sondern hört – oder eben nicht hört“, sagt Dr. Klaus Müller, ein renommierter Experte für Fahrzeugtechnologie. Seine Worte lenken die Aufmerksamkeit auf eine Funktion, die sich unauffällig in den Alltag vieler Autofahrer eingeschlichen hat: die Start-Stopp-Technik. Doch ist diese wirklich der versprochene Umweltheld oder vielleicht doch nur ein verkappter Kostenfaktor?

Die Start-Stopp-Technik übernimmt das
Starten und Abstellen des Motors an Ampeln und Kreuzungen und
verrringert den CO2-Ausstoß - Bild:
depositphotos.com
Effizienz und Sparpotenzial unter der Lupe
Die Start-Stopp-Technik hat ihre Befürworter. Sie kann den Kraftstoffverbrauch eines Fahrzeugs senken, indem der Motor bei Stillstand – etwa an einer Ampel – automatisch abgeschaltet wird und bei Bedarf wieder anspringt. Die Logik dahinter ist bestechend einfach: Kein unnötiger Kraftstoffverbrauch, kein unnötiger CO2-Ausstoß. Laut einer Studie des ADAC kann der Kraftstoffverbrauch durch diese Technik um bis zu 10 % gesenkt werden, was bei ständig steigenden Spritpreisen sowohl für den Geldbeutel als auch für die Umwelt von Vorteil ist.
Vergleich: Start-Stopp-Technik vs. herkömmliche Systeme
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Kriterium |
Start-Stopp-Technik |
Herkömmliches System |
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Krafstfoffverbrauch |
5-10 %
Einsparung |
unverändert |
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CO2-Emissionen |
geringer |
höher |
|
Anlasserbelastung |
höher |
geringer |
Doch nicht alle sind überzeugt. Kritiker bemängeln die schnellere Abnutzung des Anlassers und der Batterie, was potenziell höhere Wartungskosten zur Folge haben kann.
Hier stellt sich die Frage, ob die Einsparungen beim Kraftstoff die möglichen Zusatzkosten bei der Wartung ausgleichen können.
Lesen sie hierzu auch die Anmerkung von unserem Experten
Johannes Wiesinger am Ende.
Die Technik im Alltagsstress
Im urbanen Stauwahnsinn zeigt sich die Start-Stopp-Technik von ihrer besten Seite: Wenn Ampeln, Stoppschilder und Verkehrschaos regieren, macht sich jeder gesparte Milliliter Benzin bezahlt. Doch wie sieht es auf der Autobahn aus, wo solche Gegebenheiten seltener auftreten? Kritiker argumentieren, dass die Technik in ländlichen Gebieten und auf Langstrecken kaum Relevanz hat. Hier könnten die potenziellen Nachteile, wie die erhöhte Abnutzung, stärker ins Gewicht fallen.
Eine Frage der Gewohnheit
Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist die subjektive Wahrnehmung der Fahrer. Manche empfinden das ständige Ein- und Ausschalten des Motors als störend, insbesondere bei häufigen Stadtfahrten. Andere haben sich mittlerweile so an die Technik gewöhnt, dass sie kaum noch wahrgenommen wird. Die Möglichkeit, die
Start-Stopp-Automatik zu deaktivieren, bietet hier einen Kompromiss für jene, die sich nicht ganz mit der Funktion anfreunden können.

Die Start-Stopp-Funktion wird durch ein
Symbol angezeigt und kann bei Bedarf abgeschaltet werden - Bild:
depositphotos.com
Schlussfolgerungen aus der Praxis
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Start-Stopp-Technik ein zweischneidiges Schwert ist. Sie bietet eindeutige Vorteile in Bezug auf Kraftstoffeffizienz und Umweltschutz, während sich die Bedenken hinsichtlich Wartung und Lebensdauer nicht
ganz von der Hand weisen lassen. Wie bei vielen technologischen Errungenschaften kommt es am Ende auf den individuellen Kontext und die eigenen Fahrgewohnheiten an. Das nächste Mal, wenn Sie an einer roten Ampel stehen und Ihr Motor sich in friedlicher Ruhe befindet, wissen Sie, dass hinter dieser scheinbaren Stille eine komplexe Debatte um Effizienz, Kosten und Innovation steht.
Anmerkungen der
Redaktion: Grundsätzlich werden die Starter von Start-Stopp-Fahrzeuge
robuster ausgelegt und Anlasser verwendet, die die vielen Starts in der
Regel problemlos bewältigen können. Und herkömmliche Nassbatterien sind
tatsächlich nicht für Start-Stopp-Funktionen geeignet. Die Hersteller
verbauen deswegen entweder
EFB-Batterien oder AGM-Batterien. Diese Batterietypen sind für
höhere Lade-/ Entladezyklen ausgelegt. Deshalb hält kfztech.de die Kritik
der stärkeren Abnutzung von Anlasser und Batterie für nicht unbedingt haltbar.

Der Batterie-Sensor überwacht unter anderem den Ladezustand
der Batterie und sorgt mit dem Batteriemanagement für sicheres
Starten: Bild: Bosch
Historischer Kontext und Entwicklung der Start-Stopp-Technik
Die Start-Stopp-Technik mag wie eine Errungenschaft der modernen Ingenieurkunst erscheinen, doch ihre Wurzeln reichen weiter zurück, als viele vielleicht vermuten. Bereits in den 1970er Jahren experimentierten Automobilhersteller mit ähnlichen Systemen, inspiriert von der Ölkrise und den damit verbundenen Forderungen nach effizienteren Fahrzeugen. Der erste serienmäßig mit einer Start-Stopp-Funktion ausgestattete Wagen war der Toyota Crown, der 1974 in Japan eingeführt wurde. Dieses frühe System war jedoch weit weniger ausgeklügelt als heutige Technologien und diente primär als Testlauf für die Möglichkeiten der Kraftstoffeinsparung.
Mit den Jahrzehnten entwickelte sich die Technik weiter, getrieben von immer strenger werdenden Umweltauflagen und einer wachsenden gesellschaftlichen Sensibilität für den Klimawandel. Europäische Hersteller wie Volkswagen und BMW erkannten in den frühen 2000er Jahren das Potenzial der Start-Stopp-Technik als Standardmerkmal in neuen Modellen. Dies war nicht nur eine Reaktion auf die politischen Rahmenbedingungen, sondern auch auf die technologische Reife der Anlasser und Batterien, die nun häufiger und zuverlässiger die Belastungen des ständigen Ein- und Ausschaltens bewältigen konnten.
Die fortschreitende Digitalisierung und die Integration von Mikroprozessoren trugen ebenfalls zur Verfeinerung dieser Technik bei. Heute ist die Start-Stopp-Technik ein fester Bestandteil vieler Fahrzeuge, sowohl in der Kompaktklasse als auch bei luxuriösen Automobilen. Ihr Erfolg ist ein Beispiel dafür, wie technologische Innovationen schrittweise eine breitere Akzeptanz finden und letztlich die Norm werden, auch wenn sie anfangs auf Skepsis stoßen. Die kontinuierliche Verbesserung und Anpassung an moderne Ansprüche zeigen, dass die Evolution der Start-Stopp-Technik noch lange nicht abgeschlossen ist.
Häufige Fehler bei der Nutzung der Start-Stopp-Technik und wie man sie vermeidet
Trotz der weitverbreiteten Akzeptanz und Integration der Start-Stopp-Technik in viele moderne Fahrzeuge gibt es einige gängige Fehler, die Autofahrer in ihrer Nutzung machen können. Diese Fehler können die Effektivität der Technik beeinträchtigen und zu unnötigen Wartungsproblemen führen. Ein häufiges Missverständnis ist die Annahme, dass die Technik immer automatisch die beste Wahl ist. Tatsächlich kann die Start-Stopp-Funktion in bestimmten Situationen eher nachteilig sein, etwa bei sehr kurzen Standzeiten, bei denen der Motor kaum die Gelegenheit hat, die Systemvorteile zu nutzen, bevor er wieder gestartet wird. Hier könnte das ständige Ein- und Ausschalten mehr Schaden anrichten, als es Nutzen bringt.
Ein weiterer häufiger Fehler ist die Vernachlässigung der
Batteriepflege. Da die Start-Stopp-Technik auf eine erhöhte Anzahl von Motorstarts angewiesen ist, kann dies die Batterie stärker belasten als in Fahrzeugen ohne diese Funktion. Autofahrer sollten deshalb regelmäßig den Zustand der Batterie überprüfen lassen und sicherstellen, dass sie auf eine Start-Stopp-Batterie ausgelegt ist, die diesen Belastungen gewachsen ist.
Eine günstige, herkömmliche Nassbatterie aus dem Baumarkt würde
nach wenigen Montaten bereits wieder defekt werden. Darüber hinaus ist es ratsam, regelmäßige Wartungen durchzuführen, um sicherzustellen, dass der Anlasser und andere betroffene Komponenten in gutem Zustand sind.
Im Rahmen eines regelmäßigen Kundendienstes wird die Batterie
mit überprüft. Übrigens ist es auch sinnvoll das Laden der
Batterie nur an den dafür vorgesehenen Ladepunkten vorzunehmen
und nicht an den Batteriepolen.
Ein oft übersehener Punkt ist die korrekte Kalibrierung der Sensortechnik, die für die ordnungsgemäße Funktion der Start-Stopp-Technik entscheidend ist. Manche Fahrer ignorieren Warnzeichen oder Systemfehler, die auf Probleme mit Sensoren,
wie z.B. dem Batteriesensor hinweisen könnten. Es ist wichtig, auf solche Anzeichen zu achten und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um sicherzustellen, dass das System optimal funktioniert.
Diese Fehler zu vermeiden, trägt nicht nur zur Langlebigkeit und Effektivität der Start-Stopp-Technik bei, sondern hilft auch, die angestrebten Umwelt- und Kostenvorteile voll auszuschöpfen. Durch eine bewusste und informierte Nutzung lassen sich die Vorteile der Technik maximieren, während mögliche Nachteile minimiert werden.
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