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Antwort auf den Beitrag von H. Zeuschner

Herr Becker hat auf den Beitrag von Herrn Zeuschner reagiert und antwortet.

| 1. Beitrag H. Becker | Beitrag H. Zeuschner |

Der Beitrag ist weder gekürzt noch kommentiert.

Der Beitrag von Herrn Zeuschner zeigt sehr deutlich, welche Rahmenbedingungen für Berufsschullehrer in den Beruflichen Schulen eine Rolle spielen und zu beachten sind. Diese muss man sehr ernst nehmen. Ich möchte dennoch kurz darauf antworten und die Orientierung der Ausbildung zum Berufsschullehrer am Arbeitsprozess erneut herausstellen:

1. Die Idee der Ausrichtung der Ausbildung an Arbeitsprozessen bzw. am Arbeitsprozesswissen ist in der Tat nicht neu. Wilfried Kruse hat schon 1985 den Begriff des Arbeitsprozesswissens geprägt (Kruse 1985, 1986) und die KMK (2000) hat in ihren Handreichungen für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen heraus gestellt, dass die Ausrichtung an beruflichen Arbeitsprozessen auch und vor allem für die Schule wichtig ist.

Die Struktur der Berufsschullehrerausbildung in Deutschland ist jedoch in weiten Teilen nicht an Arbeitsprozessen orientiert, aber auch nicht, wie Herr Zeuschner anmahnt, breit angelegt. Vielmehr wird als Bezugsdisziplin oft eine Fachwissenschaft studiert, etwa Maschinenbau, welche selbst überhaupt nicht das Wissen vermittelt, welches für Berufsschullehrer etwa für das Berufsfeld Metall benötigen. Eine Orientierung an Arbeitsprozessen (Mehrzahl!) kann dies schon leisten. Ich möchte an dieser Stelle nur auf den Aufsatz von Petersen und Spöttl aufmerksam machen, der darlegt, dass die Ausbildung in Flensburg breit angelegt ist (also nicht nur für einen Einsatzbereich in einer Kfz-Abteilung qualifiziert), aber gleichzeitig auch (berufs)wissenschaftlichen Tiefgang sicherstellt (Petersen/Spöttl 1999).

Ich glaube, dass das in Flensburg entwickelte Konzept oft nicht gründlich genug angesehen wird und so eine Kritik entsteht, die ihrer Grundlage entbehrt.

2. Die Orientierung an Arbeitsprozessen als Strukturelement der Ausbildung von Berufsschullehrern ist keine "Methode", sondern eine Neuorientierung. Die Orientierung an den beruflichen Arbeitsprozessen stellt sicher, dass eine Auseinandersetzung mit den beruflichen Anforderungen an Facharbeitern stattfindet, die Berufsschullehrer dringend benötigen, um die betrieblichen, aber auch die persönlichen, Probleme der Auszubildenden zu verstehen.

Daher wage ich die These, dass eine Orientierung am Arbeitsprozesswissen auch bei "inhomogen zusammengesetzten Klassen" hilfreich ist.

 

Literaturquellen:
  • KMK: Handreichungen für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz (KMK) für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe, 2000 (Online unter www.kmk.org  erhältlich)
  • Kruse, W.: Ausbildungsqualität, Arbeitsprozess-Wissen und sozio-technische Grundbildung. In: Gewerkschaftliche Bildungspolitik Heft 5/1985, S. 150-152
  • Kruse, W.: Von der Notwendigkeit des Arbeitsprozeß-Wissens. In: Schweitzer, J. (Hrsg.): Bildung für eine menschliche Zukunft. Weinheim, Basel 1986, S. 188-193
  • Petersen, A. W.; Spöttl, G.: Der berufsfeldwissenschaftliche Ansatz für die Ausbildung von Lehrern für berufliche Schulen an der Universität Flensburg. In: Berufsbildung, 53. Jg., Heft 58/1999, S. 8-11 (Online unter www.biat.uni-flensburg.de  "Veröffentlichungen")
MfG

Matthias Becker

Wiesinger

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