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Einparkhilfen - PDC, Rückfahrkamera, Parkassistent

Von der Einparkhilfe über die Rückfahrkamera zum Parklenkassistenten

Das Einparken in enge Parklücken oder Parkgaragen kann manchmal ganz schön nervig sein. Des Autofahrers größte Feinde sind dabei nicht unbedingt nur andere Autos sondern auch Pfosten, Blumenkübel, Kinderspielzeug, Fahrräder und ähnlich sperrige und leicht zu übersehende Gegenstände an Straßenrändern und Parkplätzen. Und hat erst mal ein Auto eine Schramme abbekommen, so wird es meist auch teuer. Denn die Reparaturkosten von lackierten Stoßfängern oder Kotflügeln sind nicht gerade billig. Denn die Reparatur von Kratzern oder Dellen liegen in etwa zwischen 300 und 500 Euro oder sogar manchmal höher. Und selbst geübte Autofahrer und Einparker sind vor Parkplatzremplern nicht gefeit. Die aerodynamisch geformten Hecks machen rückwärtsfahren und einparken mitunter zur Qual.

Aber heute muss eigentlich keiner mehr vor dem Rangieren oder Rückwärtsfahren verzweifeln, selbst Fahrer von Wohnmobilen nicht. Denn es gibt mittlerweile mit Parkpiloten oder Rückfahrkameras technische Helfer, die einen rechtzeitig vor Hindernissen warnen. Und eine Nachrüstung lohnt sich, wenn man die vielleicht eingesparten Reparaturkosten denkt. Im Übrigen müssen laut StVZO §56 seit Januar 2007 an Omnibussen und Kfz mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 3,5 t „Einrichtungen für die indirekte Sicht angebracht werden, so dass der Fahrzeugführer hinten, an der Seite und unmittelbar vor dem Fahrzeug alle wesentlichen Verkehrsvorgänge beobachten kann“. Wir wollen Ihnen die verschiedenen Einparkhilfen kurz vorstellen.

Parkpilot

Parkpilot, Parkdistanzkontrolle (PDC), Distronic sind alles im Grunde Namen für Systeme, die den Fahrer beim Einparken unterstützen sollen. Dabei informieren meist akustische und/oder optische Signale über den verbleibenden Abstand nach hinten bzw. auch nach vorn.

Einparkhilfe Bosch

Die Einparkhilfe arbeitet mit Ultraschallsensoren in Front und Heck (Bosch)

Bei der akustischen Warnung ertönt je nach Abstand zum Hindernis ein Signalton, bei dem sich bei weiterer Annäherung die Frequenz erhöht. Beträgt der Abstand zum Hindernis beispielsweise weniger als 30 cm, ertönt ein Dauerton. Komfortabler sind Systeme mit einer zusätzlichen optischen Anzeige von Hindernissen mittels farbiger LEDs oder sogar über die Anzeige in einem Display. Bei VW wird dieses System beispielsweise als Optisches Parksystem (OPS) bezeichnet. Gut sind Systeme, die bei Anhängerbetrieb den Parkpiloten ausschalten bzw. ausgeschaltet werden können. Bei VW wird die Park Distance Control (PDC) nur aktiv, wenn der Rückwärtsgang eingelegt oder ein Schalter betätigt wird. Sonst würde bei jedem Ampelstopp der Piepton angehen, wenn ein Auto vor einem steht. Bei Mercedes zeigen zunächst LEDs Hindernisse an und ein Warnton erfolgt erst, wenn es schon kritisch wird.

Doch wie funktionieren die Systeme? Es gibt im Prinzip zwei unterschiedlich messende Systeme: ultraschaschallbasierte und radarbasierte Systeme.

Ultraschall Sensoren

Bei Ultraschall basierenden Systemen wie von Bosch sitzen die Ultraschallsensoren an den Stoßfängern. Sie funktionieren nach dem bekannten Echolotprinzip, mit dem sich auch Fledermäuse orientieren. Die Sensoren senden kurze Ultraschallimpulse im Bereich von 40 kHz aus, die von etwaigen Hindernissen reflektiert werden. Aus der Laufzeit der vom Sensor wieder empfangenen Echosignale erkennt das Steuergerät den Abstand zum Hindernis. Als Ultraschall versteht man übrigens Schall, der mit Frequenzen über dem Hörvermögen des Menschen von etwa 16 kHz liegt.

Normalerweise werden je nach Fahrzeugbreite am Heck drei oder vier Sensoren für einen möglichst großen Erfassungsbereich montiert. Die Sensoren sind lackierbar und ohne großen Aufwand nachrüstbar. Es gibt aber auch Systeme, die zusätzlich im vorderen Stoßfänger Sensoren verbaut haben.

Ultraschallsensor Bosch ein moderner Ultraschallsensor ist kleiner als 1 Euro (Bosch)

Radar Sensoren

Die Messmethode von Radarsensoren ist im Grunde identisch mit der des Ultraschalls, nur dass Radarsignale, also Funkwellen im Radiofrequenzbereich, verwendet werden. Die Abkürzung Radar steht übrigens für Radio Detection and Ranging und bezeichnet eine Funkortung via Abstandsmessung.

Ein Vorteil gegenüber der Ultraschallmessung liegt darin, dass die Sensoren hinter den Stoßfängern angebracht werden können, also nicht sichtbar sind, da das Millimeterwellenradar durch die Stoßfänger hindurch messen kann.

Bei Fahrzeugen mit ACC Systemen der neuesten Generation sind die Nahbereichssensoren im Übrigen schon vorhanden, was zusätzliche Kosten einspart. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass auch vor weiter entfernteren Hindernissen gewarnt werden kann.

Nachbereichsradarsensor Mercedes

Nahbereichs-Radar-Sensor von Mercedes hinter der Stoßstange verborgen (Quelle: Mercedes)

Mittlerweile gibt es im Nachrüstmarkt günstige ultraschall- und radarbasierte Systeme, die leicht nachzurüsten sind und die Informationen auch kabellos (wireless) zur Anzeigeeinheit übertragen. So ist ein geringer Verkabelungsaufwand erforderlich.

Rückfahrkamera

Menschen sind optische Wesen. Deshalb fühlt sich der Fahrer mit einem Bild viel wohler als lediglich mit einer akustischen Warnung. Rückfahrkameras dienen der Sicherheit, weil sie den toten Winkel hinter einem Fahrzeug beseitigen und so das Unfallrisiko beim Zurücksetzen reduzieren. Sachschäden und u.U. lebensgefährliche Verletzungen lassen sich dadurch weitestgehend verhindern. Der Fahrer muss auch keinen Einweiser erst um Hilfe bitten.

Rückfahrkameras werden seit Jahren bereits in Omnibussen und Lkws eingesetzt und jeder Wohnmobilist ist froh, um eine Rückfahrkamera. In den letzten Jahren kommen aber auch immer mehr Rückfahrkameras in Pkws zum Einsatz, da die Technik immer günstiger wird.

Der Vorteil gegenüber Einparkhilfen mit Ultraschall oder Radar ist, dass man auch niedrige Hindernisse wie Bordsteinkanten erkennen und sich herantasten kann. Das Ankuppeln an einen Anhängers ist ebenfalls unproblematisch.

Systemaufbau

Rückfahrsysteme bestehen normalerweise aus einer Videokamera mit CCD-Sensorik, einem TFT-Monitor, meist 7 Zoll, einem Kabelbaum sowie bei besseren Systemen einer Kontrollbox, die eine Überspannung verhindert. Das gestochen scharfe Kamerabild einer Rückfahrkamera wird per Kabel oder Funk zu einem Multimedia Display des Radio-Navigations-Systems oder zu einem eigenen Monitor übertragen. Der Monitor ist in der Regel auch für andere Videoquellen TV oder DVD geeignet. Der Sichtbereich geht bis zu 180°. Es werden auch Kameras mit zusätzlichen Infrarot-LEDs angeboten, die auch die Nachtsicht ermöglichen.

Angeboten werden auch Video-Rückfahrsysteme bei Luis mit einer sogenannten Doppelaugenkamera. Durch die Rückfahrkamera bekommt der Fahrer einen Blick direkt hinter sein Fahrzeug und durch die Rücksichtkamera einen weiter reichenden Blick auf den fließenden Verkehr. Beide lassen sind unabhängig voneinander einstellen. Gute Systeme unterstützen den Einparkvorgang, indem sie Fahrspuren über das Kamerabild blenden. Diese zeigen an in welche Richtung das Fahrzeug mit der aktuellen Lenkradstellung fahren würde bzw. wann ein Lenkradeinschlag erfolgen müsste.

Doppelaugenkamera
Doppelaugenkamera mit Rückfahr- und Rücksichtkamera von Luis

Leider ist der Aufpreis von Parkhilfesystemen bei Neufahrzeugen viel zu hoch wie AUTO BILD beim Test von zwölf Parkhilfe-Kameras festgestellt hat. Mittlerweile gibt es aber auch einen großen und günstigen Nachrüstmarkt.

Parklenkassistent

Einparkassistenten oder Parklenkassistenten parken das Fahrzeug automatisch sowohl in Längs- als auch in Querparklücken und parken auch aus Längsparklücken aus. Diese Systeme unterstützen den Fahrer, indem sie den richtigen Lenkeinschlag selber wählen. Außerdem übernehmen sie davor noch die Vermessung der Parklücke. Der Fahrer selbst braucht eigentlich nur noch Gas geben bzw. bremsen. Der „Park Assist“ kann aber in jedem Augenblick vom Fahrer übersteuert werden.

Einparkassistent von Volvo
Einparkassistent beim Vermessen der Lücke (Bild Volvo)

Üblicherweise wird der Park Assistent über einen extra Schalter in der Mittelkonsole eingeschaltet. Der Fahrer fährt anschließend langsam neben den parkenden Autos und der Parklücke entlang. Dabei scannt der Park Assistent bei der Vorbeifahrt sowohl die rechte als auch die linke Straßenseite auf mögliche Parklücken. Der Fahrer wählt dann durch das Setzen des Blinkers die Straßenseite auf der er einparken möchte. Ist die Parklücke ausreichend lang, wird dies im Display angezeigt. Der Fahrer fährt dann zum angezeigten Startpunkt und legt den Rückwärtsgang ein. Der Parklenkassistent wird aktiv und die automatische Lenkbetätigung übernimmt das Einparken. Der Fahrer muss aber das Umfeld weiter beachten und das Auto durch vorsichtiges Gasgeben in die Parklücke hineinsteuern. Das Ende des Rückwärtsfahrens wird durch den akustischen Parkpiloten angezeigt. Darauf wird der der Fahrer wird durch weitere Aufforderungen im Display angewiesen, vorwärts und ggf. noch einmal rückwärts zu fahren. Die Anzahl der Parkzüge hängt dabei von der Länge der Parklücke ab. Die Systeme erkennen mittlerweile übrigens Parklücken jeder Art (z.B. auch in Kurven, auf Bordsteinen oder zwischen Bäumen).

Fazit

Die Möglichkeiten der Einparkhilfen sind groß und vielfältig. Von der akustischen Warnung per Parkpilot bis zum gestochen scharfen Kamerabild der Rückfahrkamera ist alles möglich. Dabei sind die Preise im Nachrüstmarkt sehr günstig. Wer sich ein neues Auto zulegen möchte, sollte sich vielleicht auch überlegen, ob er nicht gleich sein Auto das Einparken via Parkassistent überlassen möchte. In naher Zukunft kann man beim autonomen Parken sogar aussteigen und das Fahrzeug das Einparken im Parkhaus übernehmen lassen.

Quellen: VW, Seat, Volvo, Mercedes, Luis, Bosch, Wikipedia,

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Autor: Johannes Wiesinger

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